EXPORTBEIHILFEN
Deutsche Steuergelder für Emirates & Co.
Interessanter Artikel aus der aktuellen Aero-Int’l (1/2006), wie hiesige Steuerzahler beim Airbus-Export zur Kasse gebeten werden. Nutznießer sind vor allem die reichen arabischen und fernöstlichen Airlines.
»Was einst als kluges Instrument gedacht war, Exporte in politisch oder wirtschaftlich weniger stabile Länder zu ermöglichen, weil die meisten Unternehmen dieser Länder auf dem Kapitalmarkt so gut wie keine Chancen haben, größere Projekte zu finanzieren, hat sich inzwischen vielfach in sein Gegenteil verkehrt. Auf alle Fälle jedenfalls, was den Export von Airbus-Flugzeugen in diese Länder betrifft. Praxis war und ist es, dass der Staat, in dem das exportierende Unternehmen zu Hause ist, über seine jeweilige "Export Credit Agency" einen erheblichen Teil des Risikos übernimmt. Der Kreditnehmer spart somit die sonst üblichen Risikozuschläge. Und nach den derzeit gültigen Regeln der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist auch die Förderung von Flugzeugverkäufen mit Hilfe dieser Exportkredit-Garantien möglich. So weit, so gut. Oder eben nicht gut. Dass der deutsche und französische Steuerzahler dabei erheblich zum ganz großen Nutzen beispielsweise so vermögender Airlines wie Emirates, Qatar Airways, Singapore Airlines oder Etihad Airways und zum Nachteil von Air France oder Lufthansa - zur Kasse gebeten wird, ist der breiten Öffentlichkeit bis heute weitgehend unbekannt geblieben.
Erhebliche Kostenvorteile
Das kann auf die Dauer umso verhängnisvoller für die führenden europäischen Fluggesellschaften werden, als in der boomenden Ölregion des Mittleren Ostens, wo der Treibstoff "wächst", die ortsansässigen Airlines erhebliche Anstrengungen unternehmen, um schon in wenigen Jahren zur großen Konkurrenz so traditionsreicher Airlines wie Air France, British Airways oder Lufthansa im.. globalen Luftverkehr zu werden. Airbus freut sich – genauso wie der große Konkurrent Boeing – natürlich, dass der Export in diese Regionen boomt. Von den bisher verkauften 159 Airbus A380 hat Emirates allein 43 – dazu kommen noch zwei Frachter, die geleast werden – und damit fast ein Drittel geordert; Qatar Airways und Etihad Airways haben weitere sechs A380 bestellt und Thai Airways International auch sechs. Erst jüngst bestellte die indische Jet Airways zehn A330-200, die chilenische Lan Airlines bis zu 40 Flugzeuge der A320-Familie und China Southern Airlines und CASGC weitere zehn A330, nachdem China Southern zuvor bereits fünf A380 geordert hatte und heute schon eine Airbus-Flotte von über 60 Jets der verschiedensten Versionen betreibt. Alle diese Airlines und noch viele mehr rund um den Erdball profitieren von den Exportgarantien, die sie nach den gültigen OECDRegeln in Anspruch nehmen dürfen. Deutlicher formuliert: Alle Airlines, in deren Heimatländern kein Unternehmen an der Produktion eines einschlägigen Verkehrsflugzeuges beteiligt ist, können diese Exportgarantien beanspruchen. Britischen, deutschen oder französischen Fluggesellschaften wird eine solche Förderung beim Airbus-Kauf also nicht gewährt.
Wer auf dieser Klaviatur spielen kann, genießt deutliche Kostenvorteile. Beim Kauf eines Airbus A330 beispielsweise spart eine Fluggesellschaft über die gesamte Lebensdauer des Flugzeuges pro Jahr etwa 500 000 US-$, wie Lufthansa-Experten berechnet haben. Beim Airbus A380 – Stückpreis offiziell 290 Mill. $ – ist es sogar eine Million US-Dollar jährlich. Lufthansa oder Air France aber müssen diese Summen ausschließlich durch Tickets verdienen – und das auf einem weltweit hart umkämpften Markt! Tatsächlich werden, wie aus einer jüngsten Lufthansa-Untersuchung hervorgeht, alle A380-Bestellungen so finanziert. Die Ausnahmen sind die Fluggesellschaften aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die Länder mit den wichtigsten europäischen Airbus-Kunden Lufthansa und Air France sowie Virgin Atlantic.
Klarer Wettbewerbsnachteil
Jürgen Weber, der langjährige Lufthansa-Vorstandsvorsitzende und heutige Aufsichtsratsvorsitzende des deutschen Flagcarriers, wird deutlich: "Es ist ein Skandal, dass Fluggesellschaften wie beispielsweise Emirates Unterstützung bei der Finanzierung ihrer Flugzeuge erhalten, die einer Lufthansa, weil sie in einem Airbus produzierenden Land zu Hause ist, nicht zustehen. Das ist ein ganz klarer Wettbewerbsnachteil. Diese Airlines wollen mit ihren neuen Großraumlangstreckenflugzeugen nicht nur nach Europa und Amerika, sondern auch nach Südamerika und Afrika und in Städte fliegen, an die man vor wenigen Jahren noch gar nicht gedacht hätte. Da wächst schon eine riesengroße Gefahr für uns heran. Wenn Sie von vornherein eine Entlastung beim Treibstoff, den sie ja selber produzieren, den Flugsicherungskosten und Beschaffungskosten haben, dann ist das ein eklatanter Vorteil für diese Airlines. Auf diese Weise wird das Gleichgewicht stark verschoben. Es geht um Hunderte von Millionen Euro, die letztlich der deutsche Steuerzahler zahlt."
Die Kreditgarantien hätten letzten Endes, so Weber, auch erheblich dazu beigetragen, dass heute Überkapazitäten von zehn bis 15 Prozent am Markt aufgebaut worden sind. "Warum sind denn so viele große amerikanische Airlines pleite?", fragt Jürgen Weber. Mehr noch. In einem Lufthansa-Papier wird expressis verbis erklärt: "Flugzeuge werden zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen. So hat die irische Ryanair 80 Prozent ihrer Flotte auf diese Weise finanziert. Die arabische Emirates lässt sich den Kauf ihrer mehr als 40 bestellten A380-Maschinen mit Exportkredit-Garantien absichern. Die Hälfte ihrer A330-Flotte hat diese Airline bereits so finanziert. Nicht anders sieht es bei der arabischen. Etihad, bei Qatar Airways oder Cathay Pacific aus." Dabei, so betont Jürgen Weber, habe keine dieser Fluggesellschaften Subventionen durch deutsche Steuerzahler überhaupt nötig, die den Airline-Markt immer wieder in Schieflage bringen. Diese Fluggesellschaften, die mit zahlreichen neuen Langstreckenjets auf den europäischen Markt drängen, sind samt und sonders florierende Unternehmen aus wohlhabenden Staaten. Unmissverständlich und warnend formuliert: Was einst als Hilfe für Länder der so genannten Dritten Welt oder für Schwellenländer gedacht war und in Deutschland unter den Namen "Hermes-Bürgschaft" seit Jahrzehnten gut bekannt ist, ist mittlerweile zum großen und mehr und mehr gefährlichen Bumerang für Europas Top-Airlines geworden.
Trotz aller Klagen und Vorwürfe bleibt Jürgen Weber aber optimistisch – wie eigentlich immer: "Sie haben sich zwar den Markt erkauft, aber sie können nicht die Menschen kaufen, die man braucht, um diese Märkte zu erschließen. Zum einen: Die Lufthansa wächst genauso schnell wie diese Fluggesellschaften. Zum anderen: Die werden uns den einen oder den anderen Kunden zwar wegnehmen, die werden den einen oder den anderen Carrier auch über den Preis kaputt machen; aber letztlich können sie eine gute Fluggesellschaft nicht erschüttern."
Man könne diesen Angriffen standhalten, prophezeit Weber selbstbewusst und fügt hinzu: "Man kann nur bestehen, wenn man seine Finanzen im Griff hat. Wir haben keine Schulden. Und vor allem haben wir unsere Qualität im Griff. Mit unserem Sortiment sind wir auch gut aufgestellt. Wir stehen auf soliden Beinen' und sind über unsere Produktivität wettbewerbsfähig." Nichtsdestotrotz warnt der Lufthansa-Aufsichtsratsvorsitzende nachdrücklichst vor den Marktverzerrungen und Überkapazitäten, die die ganze Branche immer wieder in Bedrängnis bringen: "Deshalb ist diese Industrie bis heute doch auch nie richtig gesund geworden. Wir verkaufen nun mal eine verderbliche Ware. Ein Auto können Sie auch morgen verkaufen, der Sitzplatz, der heute leer bleibt, bringt keinen Euro. Es hat natürlich immer Subventionen gegeben. Entweder verrückte, die verbraten worden sind, oder umstrittene Steuernachlässe und Geldspritzen, die letztlich der ganzen Branche geschadet haben. AIitalia ist ein himmelschreiend warnendes Beispiel."«
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Und deshalb mag ich diese bekackten Airlines net!!!
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